SVG-Dateien – kurz für Scalable Vector Graphics – sind aus der Webentwicklung kaum mehr wegzudenken. Sie bieten viele Vorteile: kleine Dateigrösse, verlustfreie Skalierbarkeit und direkte Bearbeitbarkeit im Code. Doch genau darin liegt auch das Risiko.
In den letzten Wochen erhielten auch wir bei chrisign vermehrt verdächtige E-Mails mit einem SVG-Anhang. Grund genug, die potenziellen Sicherheitsrisiken etwas genauer zu beleuchten.
Warum SVG-Dateien problematisch sein können
Im Gegensatz zu klassischen Bildformaten wie JPG oder PNG basiert SVG auf XML. Das bedeutet: Die Datei ist eigentlich Code – und kann nebst Grafik auch aktive Inhalte wie JavaScript, CSS oder externe Referenzen enthalten.
Dadurch ergeben sich verschiedene Angriffsmöglichkeiten:
1. JavaScript-basierte Angriffe
SVG kann eingebettetes JavaScript enthalten. Das macht folgende Szenarien möglich:
- Cross-Site Scripting (XSS): Schadcode wird beim Öffnen im Browser direkt ausgeführt.
- Automatische Weiterleitungen: Der Anhang enthält ein Skript, das auf eine Phishing- oder Malware-Seite weiterleitet.
- Drive-by-Downloads: Ohne Klick kann im Hintergrund Schadsoftware geladen werden.
2. XML External Entity (XXE)
Als XML-Dateien können SVGs sogenannte externe Entitäten referenzieren:
- Zugriff auf lokale Dateien des Systems
- Versand sensibler Daten an einen Server des Angreifers
- Auslösung interner Netzwerkzugriffe (SSRF)
3. Exploits* durch fehlerhafte SVG-Parser
Tools, die SVGs verarbeiten (z. B. Bild-Editoren, Online-Konverter), können Schwachstellen enthalten. Eine manipulierte SVG-Datei kann:
- Speicherüberläufe verursachen
- Anwendungen zum Absturz bringen
- Code auf dem Zielsystem ausführen
4. Phishing und Social Engineering
Angreifer nutzen SVGs auch für Täuschungsversuche:
- Fake-Login-Felder direkt in der Grafik
- Verlinkung auf nachgemachte Webseiten
Wie kann man sich schützen?
SVG-Dateien sind nicht grundsätzlich unsicher. Entscheidend ist der richtige Umgang. Das Verhalten ist grundsätzlich ähnlich, wie wenn Sie andere Dateitypen oder E-Mails erhalten, welche verdächtig wirken.
- Nur von bekannten Absendern öffnen
Öffnen Sie E-Mail-Anhänge nur, wenn Sie den Absender kennen und ihm vertrauen.
- Nur erwartete Dateien öffnen
Wenn Sie die Datei nicht erwartet haben, öffnen Sie sie besser nicht. Fragen Sie im Zweifelsfall beim Absender nach.
- Nicht doppelklicken
Öffnen Sie SVG-Dateien nicht direkt per Doppelklick – auch wenn es "nur ein Bild" ist.
- Sichere Programme verwenden
Nutzen Sie zum Öffnen nur Grafikprogramme von bekannten Anbietern.
- Keine Dateien weiterleiten
Verdächtige SVGs (oder andere Dateien) nicht weiterleiten oder auf andere Systeme übertragen
Fazit
SVG-Dateien sind technisch hochentwickelt – und genau das macht sie potenziell gefährlich. Sie können versteckte Skripte oder Exploits enthalten, die von Sicherheitslösungen nicht immer erkannt werden. Gerade im E-Mail-Kontext ist Vorsicht geboten.
Unser Tipp: Lieber einmal zu viel nachfragen oder einen Anhang ignorieren, als auf eine raffinierte Masche hereinzufallen.
*Ein Exploit ist ein gezielter Angriff, der eine Schwachstelle in einem Programm ausnutzt.